Am 20.07.2017 besuchte die RPG-Wiblingen und etliche weitere Intressierte das neu erbaute Seniorenheim in der Kapellenstraße in Ulm-Wiblingen. Obwohl das Seniorenheim noch in vielen Bereichen eine Baustelle ist, vermittelte der Besuch einen guten Eindruck über das Konzept und das Heim selbst.
Die Geschäftsführerin der Pflegeheim GmbH Alb-Donau-Kreis Verena Rist und eine Mitarbeiterin führten durch viele Räume des Heims, gaben erschöpfend Auskunft und beantworteten selbst die schwierigsten technischen Fragen.
Ein Auszug aus dem Bericht des Ehinger Tagblatts vom 6. Juni 2017
Der Innenausbau läuft auf Hochtouren. Schließlich steht das Einzugsdatum schon fest: Am 1. Oktober kommen die 90 Bewohner vom Pflegeheim aus dem Kloster ins neue Haus. „Der Zeitplan ist schon sportlich, aber machbar“, sagt Verena Rist, die Geschäftsführerin der Pflegeheim GmbH des Alb-Donau-Kreises, angesichts der vielen Handwerker, die derzeit auf der Baustelle an der Kapellenstraße in Wiblingen noch zu Gange sind.
Das Haus hat drei Trakte, die an einer Stelle zusammenlaufen. Dort im Foyer, wo später ein Café sein wird, öffnet sich ein weiter lichter Raum über vier Etagen. „Wir wollten hier eine besondere Atmosphäre schaffen“, erläutert Architekt Leonhard Höß. Darum hat der Lichthof geschwungene Wände und eine freitragende Treppe, die in die Obergeschosse führt.
Im Erdgeschoss werden Verwaltung und Hauswirtschaft angesiedelt. Im ersten und zweiten Stock sind sechs Wohngruppen mit jeweils15 Plätzen, im dritten Stock 13 betreute Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen. „Hier im Haus gibt es nur Einzelzimmer“, sagt Frau Rist.
Das Konzept der Wohngruppen übernimmt der Betreiber von seinem Heim in Erbach, das seit elf Jahren so arbeitet und laut Rist damit gute Erfahrungen gemacht hat. „Bei uns gibt es keine zentrale Küche mehr, sondern jede Wohngruppe hat ihre eigene für sich: Wir kochen mit den Bewohnern. Es geht um Teilhabe“, erläutert Verena Rist. Dabei werde aber niemand zur Teilnahme gezwungen, versichert sie. „Niemand muss kochen, aber er kann, wenn er will.“
Schnelligkeit ist nicht das Ziel: In der Praxis habe sich gezeigt, dass die Zubereitung des Essens in den Wohngruppen Demenzkranken eine Orientierung im Tag gibt, auch wer sich nicht an der Zubereitung beteiligt, bekommt die Geräusche und Gerüche mit, was den Appetit anregt. Und Frau Rist macht auch klar: „Beim Kartoffelschälen kommt es nicht darauf an, dass es möglichst schnell geht oder regelmäßig gemacht wird.“ Dass hauswirtschaftliche Kräfte nicht in einer zentralen Küche gebunden sind, bedeute in der Praxis, dass „wir mehr Personal am Bewohner haben“, beschreibt die Geschäftsführerin einen Pluspunkt des Konzepts. Es gebe zwar nicht mehr Personal als in anderen Heimen, aber das vorhandene werde anders verteilt. Die Idee geht auch weiter: Es sei möglich, dass die Gruppen selbst entscheiden, was sie kochen wollen und wer einkaufen gehen möchte.
Die Architektur begleitet das Konzept, sagt Leonhard Höß. „Wie in einer Wohngemeinschaft oder Großfamilie ist das Zentrum jeder Gruppe die große offene Wohnküche mit angeschlossenem Wohnzimmer.“ Es gibt auch keine langen krankenhausähnlichen Gänge, sondern kurze Flure „mit vielen hellen Bereichen samt Blick nach außen“.
Die Zimmer haben alle ein eigenes Bad, dessen Licht per Bewegungsmelder angeht und sind von Haus aus nur mit Pflegebett und Nachttisch eingerichtet. „Alles andere können und sollen die Bewohner mitbringen und individuell gestalten“, sagt Frau Rist. Der jeweilige Lieblingssessel und Bilder an den Wänden sind erwünscht.
Das neue Haus nimmt die Bewohner des bisherigen Alten- und Pflegeheims im Kloster auf, das die Stadt aufgibt. Mitarbeiter und Bewohner sind an den Planungen beteiligt, wer mit wem zusammen in die neuen Wohngruppen kommen wird. Bislang leben die 90 Senioren in drei Gruppen. Die 13 betreuten Wohnungen im obersten Stock sind laut Verena Rist alle schon vergeben. Für Mitarbeiter und Besucher werden im Außenbereich 43 ebenerdige Parkplätze angelegt.
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- © Seniorenzentrum Wiblingen